Joachim und das Glück im Wasser – Ein Schwimmerleben am Bodensee
8.April 2025

Joachim ist 74 Jahre alt. Wer ihn im Aquamarin Wasserburg trifft, erkennt ihn sofort: Die hellblaue Badekappe sitzt ein bisschen schief, die Schwimmbrille baumelt lässig um den Hals, und das verschmitzte Grinsen gehört einfach zu ihm.

„Da kommt der Fisch ohne Gräten!“, ruft Micha, der Bademeister, jedes Mal, wenn Joachim das Becken betritt. Joachim winkt zurück und ruft: „Micha, heute schwimme ich dir Kreise um deine Bademeisterliege!“ 

Seit Jahren ist Joachim Stammgast im Aquamarin. Drei Mal pro Woche ist er hier – manchmal sogar öfter. Und wenn die Sonne lacht, zieht es ihn danach noch direkt in den Bodensee. „Zur Abwechslung und für die gute Seeluft“, sagt er. Die jüngeren Schwimmer kennen ihn längst. Einige nennen ihn den „Kraulopa“, weil er trotz seines Alters noch richtig flott unterwegs ist. „Na ja“, sagt Joachim dann augenzwinkernd, „man muss den jungen Hüpfern ja zeigen, wie das geht.“

 

Bademeister Micha sorgt dabei immer für Stimmung. Er ist bekannt für seine lockeren Sprüche, die einem das Lächeln ins Gesicht zaubern – selbst, wenn das Wasser an manchen Tagen ein bisschen frischer ist. „Joachim, schwimm nicht so schnell, sonst bekommst du noch in eine Radarkontrolle!“ Oder: „Wenn du noch mehr Wellen machst, brauchen wir hier bald eine Bojenpflicht!“

 

Joachim liebt das Schwimmen. Vor über zehn Jahren fing er wieder richtig damit an. Damals meinten seine Ärzte: „Joachim, Bewegung wäre gut, aber die Gelenke …“ Wandern war nicht mehr so angenehm, das Radfahren auf Dauer zu hart für den Rücken. Doch das Wasser? „Das Wasser hat mir eine neue Leichtigkeit gegeben. Im Becken fühl ich mich schwerelos. Da zwickt nichts, da zieh ich einfach meine Bahnen.“

 

Besonders mag er die Ruhe am Morgen, wenn das Aquamarin noch nicht so voll ist. Micha steht dann mit seiner Kaffeetasse am Beckenrand und ruft: „Joachim, heute machst du wieder den Haifisch, oder lieber den Seestern?“ Joachim kontert sofort: „Ich schwimm so lang, bis du mich vermisst!“ – „Dann bring ich gleich die Trillerpfeife raus“, grinst Micha.

 

Wenn das Wetter passt, fährt Joachim nach dem Schwimmen gern runter zum Malerwinkel. Mit dem Rad, das Handtuch über die Schulter geworfen, genießt er die morgendliche Stille am Bodensee. „Das Wasser ist dann glatt wie ein Spiegel. Da zieh ich raus, und irgendwann sieht man nur noch meine Badekappe.“ Seine Familie macht sich manchmal Sorgen. „Aber ich bleib in der Nähe, keine Angst“, sagt Joachim und schmunzelt. „Und Micha passt ja auf mich auf. Der hat Adleraugen!“

 

Micha hat natürlich seinen eigenen Spruch parat: „Joachim, nicht wieder bis nach Romanshorn schwimmen! Wir schließen um acht!“ Worauf Joachim zurückruft: „Dann schließ zu, ich hab meinen Schlüssel dabei!“

 

Dass Schwimmen ihm gut tut, merkt Joachim jeden Tag. Die Schultern sind beweglicher, das Herz-Kreislauf-System ist topfit, und die 

Beine tragen ihn wieder sicher durchs Leben. „Ich schlaf besser, bin wacher, und nach einer Stunde im Wasser fühlt sich alles irgendwie jünger an.“

 

Seine Enkel lieben es, mit ihm um die Wette zu schwimmen. „Opa, du bist schneller als unser Schlauchboot!“ – „Na klar“, lacht Joachim, „ich hab schließlich Training bei Micha gehabt!“ – „Also reden kannst du schon so schnell wie er“, frotzelt Micha vom Beckenrand.

 

Joachim sagt jedem, der meint, er sei zu alt fürs Schwimmen: „Unsinn! Wer schwimmt, bleibt im Fluss.“ Und Micha ergänzt gern: „Und wer aus dem Fluss kommt, kriegt bei mir erstmal einen warmen Kaffee!“

 

Eines ist sicher: Solange Joachim ins Aquamarin kommt, wird es im Wasser nie langweilig.

Und wenn er mal wieder länger unterwegs ist, bläst Micha spaßeshalber in die Trillerpfeife und ruft durch das Megafon: „Joachim, dein Liegestuhl wird vermisst – du warst schon wieder zu lange im Wasser!“

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